2020-09-23

Ein Spaziergang durch die Ausstellung “Netz Werke”

Wir betreten die #rpCampus-Halle und erblicken ein Rondell, das an beiden Seiten von raumgreifenden Skulpturen flankiert wird. Zunächst begeben wir uns auf den “Schleichpfad” zu unserer Rechten in den „Post Virtual Garden“(20) und flanieren durch abstrakte Formen, die einer zeitgenössischen digitalen Subkultur entlehnt sind. Weiter geht es vorbei an „Ok Doomer“(21) einer Arbeit, an der sich Generationenkonflikte offenbaren und „MEMERSFORFUTURE“(23), die sich in ihrem Exponat mit der kritischen Verwendung und Verwertung viraler und mimetischer Inhalte auseinandersetzen.

Beim Betreten des Rondells werden wir auf der linken Seite von „Neural Net Play“(1) von glücklichen, traurigen oder verärgerten Affengesichtern begrüßt, während die Künstliche Intelligenz im Hintergrund mit modernster Technologie rätselt, welcher Spezies wir wohl angehören und unseren “Glücklichkeits-Faktor” berechnet. Im Zentrum dieses Ausstellungsabschnitts steht Birk Schmithuesens „SpecuativeAI/Exp. #2 (conversation)“(5): zwei Künstliche Intelligenzen, die sich mit ihren Sensoren abtasten und “unterhalten”.

Auf der rechten Seite bleibt kein Schritt, keine Bewegung ungesehen. Auf den beiden großformatigen Bildschirmen führen uns „Overgrowth“(16) und „Virtual Materialism“(14) die Auswirkung unserer Handlungen auf unsere Mitwelt vor Augen, während unsere Bewegungen und Mimik auch von „Portrait“(13) nicht unbemerkt bleibt. Wie im berühmten Roman von Oscar Wilde “Das Bildnis des Dorian Gray” verzieht sich das zunächst anmutige Gesicht zur Groteske bei dem Versuch unser Gesicht zu imitieren. „Encouter“(12) wiederum hält uns wortwörtlich den Spiegel vor. Ob verspielt, drollig, nachdenklich oder grotesk – alle Arbeiten setzen sich mit Gesichts- und Körpererkennung auseinander, doch das Recht am Bild wird erst bei  „§54“(15) zum Thema. Obwohl selbst hier der Allgemeingültigkeit beanspruchende Gesetzestext provozierend unbefriedigend ist!

In der rechten hinteren Hälfte des Rondells lädt der Aufbau von „Frau Tikashi“(17) zum Tetris-Spielen ein. Das funktioniert jedoch ausschließlich durch Teamwork mit anderen Mitspieler*innen und echten Körpereinsatz. Wie fragil und feindselig unsere vernetzte Welt sein kann, zeigt “Krone kommentiert”(19). An dieser Ausstellungsstation werden die von der Redaktion der österreichischen Boulevardzeitung “Krone” gelöschten Nutzer*innen-Kommentare in Echtzeit ausgedruckt und damit auf die Misstöne, die sich in Echokammern bilden, eindrucksvoll hingewiesen. “Fragile”(18) wiederum scheint wie ein Zeugnis einer “On Demand-Ökonomie” und das Kratzen und Klopfen, das aus dem Inneren der Skulptur zu hören ist, scheint uns zuzurufen: “Think outside the box!”

Die gegenüberliegende Seite steht unter dem Motto “Tech for Good”. Hier finden wir Exponate unserer langjährigen Kooperationspartner*innen und Freund*innen von “Careables”(7) und Wikimedia mit ihrer “Datenpumpe”(10).

Vorbei an “AIOT - Artificial Intelligence x Internet of Things”(6), einem Versuch vernetzte Dinge zum Sprechen zu bringen, verlassen wir das Rondell und betreten “Walk your day x The new nature”(4) und damit den Bereich der Ausstellung, in dem wir einen Wald mit unserem Smartphone zum Leben erwecken können. Auch die Plakate der Ausstellung “Gender Equality”(3) visualisieren Augmented Reality – mal stimmungsvoll, mal informativ rütteln sie uns wach und werden thematisch durch “BLACKLIVESMATTER”(23), eine “Social Media Collage”, ergänzt.

Vor dem Ausgang halten wir noch einmal inne. „O.T. 1010“(24) erinnert an ein überdimensionales Mikado-Spiel. Lässt es sich durch verschiedene Blickwinkel entwirren?

Welchen Weg nehmt ihr beim Erkunden unserer “Netz Werke”?